St. Agnes
Die Pfarrkirche St. Agnes war früher ein Franziskaner-Observanten-Kloster. Der heutige Bau
stammt aus dem Jahr 1947 – 1953, der Vorgängerbau aus dem 16. Jahrhundert fiel einem Bombenhagel im Dezember 1944 zum Opfer. Die erste Kirche an dieser Stelle (eine Burgkapelle), stammt aus dem Jahr 1328.
Die erste grundlegende Renovierung nach dem Wiederaufbau erfolgte
in den Jahren 1977 / 1978, die letzte Renovierung erfolgte 2002 / 2003.
Im Jahr 2012 wurden zum Advent die Bänke aus der Kirche entfernt, die feiernde Gemeinde sitzt seitdem in einer Art Ellipse um die beiden Orte Altar und Ambo herum.Seit 2017 befindet sich im Chorraum ein begehbares Taufbecken, das eine intensive Form der Taufe als Ganzkörpertaufe ermöglicht. Dazu gibt es hier einen Filmbeitrag der Pfarrei St. Maria Welver: Taufbecken
Einen virtuellen Rundgang finden Sie hier:
Zur Darstellung von Kreuz und Agnesfigur der Künstlerin Marlies Poss
In St. Agnes in Hamm
Was kann ein religiöses Bild, eine Skulptur, eine Darstellung leisten?
Sie kann Nachdenklichkeit hervorrufen,
Kommunikation ermöglichen, für Anstoß sorgen.
Sie kann Glaubensaussagen eine Form geben und sie ausdrücken.
Wenn Kunst und religiöse Kunst
unter dem Blickwinkel der Gefälligkeit betrachtet werden,
dann verwechseln wir sie mit einer netten Landschaftsaufnahme,
die ich mir Zuhause übers Sofa hängen kann.
Solche Bilder sind beliebig oft zu vervielfältigen,
sie sind bestenfalls „ganz nett“, sie bestätigen ein bestimmtes Gefühl,
aber sie halten nichts Neues bereit,
nichts, das über meinen Horizont hinausgeht..
Wenn Kunst und religiöse Kunst nicht auch provoziert,
schmoren wir fortwährend im eigenen Saft.
Für die für St. Agnes geschaffene Darstellung von Kreuz und Agnesfigur
einige Gedankenanstöße.
Beide Arbeiten sind Kinder unserer Zeit, keine vervielfältigten Abgüsse.
Der stotternde Glaube unserer Zeit drückt sich aus.
Bei der Kreuzesdarstellung ist die Figur des Gekreuzigten selbst das Kreuz.
Christus gibt es nicht getrennt von Seinem Kreuz und Leiden,
aber umgekehrt gibt es auch kein Kreuz und Leiden,
das uns nicht die Verbindung mit Christus spüren oder erschließen kann.
Ein wesentliches Merkmal unseres christlichen Glaubens ist,
dass er das Leiden in der Welt und im und am eigenen Leben
als Realität sieht und uns sagt, dass Christus selbst darin verborgen ist.
Die weit geöffneten Arme der Skulptur
sind ein großartiges Symbol der Öffnung.
Egal, wo ich bin: Gott ist immer der, der mich erwartet,
der mich annimmt, der mir Sein Herz, sich selbst, schenkt.
Beim näheren Hinschauen wird erkennbar,
dass die Kreuzesdarstellung hohl, sogar durchbrochen ist.
Uns begegnet kein heiler Christus, kein schöner,
sondern ein geschundener, ein gebrochener, ein gezeichneter,
ein kaum erkennbarer.
Ein Kreuz kann nie schön sein, es ist immer auch Zeichen des Grausamen.
Christus lässt sich vom Leiden berühren, treffen,
Er lässt zu, bildlich ausgedrückt, dass es Ihn auffrisst, löchert.
„So lässt Er sich verzehren von aller Menschen Not“
singen wir in einem Lied.
Er nimmt sich in Seinem Geben, in Seiner Präsenz selbst wieder zurück.
Er macht sich nicht wichtig, Er ist durchlässig für den Himmel, für Gott.
Wer sich diesem Kreuz nähert, erkennt,
dass die Dornenkrone zaghaft vergoldet ist.
Wir bleiben beim Leidenden nicht stehen, auch nicht beim Kreuz,
wir haben herrliche Aussichten, das Ziel der himmlischen Vollendung.
Wie bei der Kreuzesdarstellung
begegnet uns bei der Agnesdarstellung weniger eine menschliche Gestalt.
Beide Darstellungen sind an der Grenze zum Figürlichen,
so dass der Unterschied zwischen der Darstellung und dem Dargestellten
stets sichtbar bleibt.
Beides sind Zeichen, Einladungen, geformte Botschaften –
nicht weniger, nicht mehr.
Bei der Agnesdarstellung ist die Öffnung, die Transparenz auf Gott hin
noch deutlicher erkennbar.
Ihr, der Märtyrerin,
ging es nicht um die Bewahrung ihres Lebens um jeden Preis,
gerade im Bewusstsein ihrer eigenen Würde
ließ sie nicht alles mit sich machen
und gab lieber ihr Leben hin.
Durch die Heiligen scheint etwas von Gott hindurch.
Das Lamm als Attribut der hl. Agnes ist unübersehbar,
denn sie wurde getötet wie ein Lamm.
Unsere Darstellung verzichtet auf die Märtyrerpalme,
stattdessen ziert ein Gingkoblatt als Blatt des Friedensbaumes
den angedeuteten Kopf wie ein Heiligenschein.
Beide Darstellungen, Kreuz und Agnes, veranschaulichen,
dass wir nur Umrisse sehen. Im 1. Korintherbrief steht geschrieben:
„Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse,
dann aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht.
Jetzt erkenne ich unvollkommen,
dann aber werde ich durch und durch erkennen,
so wie ich auch durch und durch erkannt worden bin.“
Kirche St. Agnes
Brüderstr. 45
59065 Hamm